Tag zwei: Askim Strand – Varberg

Auf dem Kattegatteden

Noch viele solcher Schilder werden folgen

So nennt sich der zum größten Teil wunderschöne Radwanderweg entlang der Westküste Schwedens. Er ist der erste National-Fahrradweg Schwedens und wurde 2018 sogar zum schönsten Radwanderweg Europas gewählt. Die Strecke führt auf 390 Kilometern von Göteborg nach Hesingborg – immer nah am Meer entlang und fast immer durch schönste Natur.

Rund 100 Kilometer davon bin ich gestern gefahren, angesagt waren eigentlich unter 80. Doch man sollte nicht allein Google vertrauen: viele der empfohlenen Strecken sind stark befahrene Schnellstraßen, die man nicht wirklich fahren möchte und die alles andere als schön sind. Der bestens ausgeschilderte Kattegattleden dagegen schlängelt sich durch das Land, auf ruhigen Straßen und da wo es sich lohnt mit dem Rad unterwegs zu sein. Ich entschied mich schnell, lieber der guten Beschilderung des Leden statt Google zu folgen, jedoch mit dem Effekt, das Kilometer und Zeit auf meinem Routenplaner ein ums andere mal nach oben korrigiert wurden.

Schärenküste bei Göteborg

Gleich hinter dem Speckgürtel Göteborgs werde ich von der einmaligen Schärenlandschaft empfangen. Ohne von irgendwelchem anderen Verkehr gestört zu werden geht es auf breiten und glatten Fahrradwegen meistens die Küste entlang und ich fühle mich plötzlich an den Highway Number One erinnert – eine Strecke die in den USA vom Auto aus ähnlich schöne Blicke gewährt, dort allerdings auf den Pazifik.

Der eine fährt Rad, die anderen spielen Golf

Schließlich geht es etwas ins Landesinnere, wo sich – so dicht hinter Göteborg – einige wirklich teuer aussehende Gestüte und Golfclubs für die Gesellschaft der großen Stadt aneinanderreihen. Dort erlebe ich eine weitere, kleine Anekdote abseits üblicher Reiseerzählungen:

Gerade versuche ich aus einem Sandbunker auf einem Golfplatz selbigen zu fotografieren, als mein Handy beginnt willkürlich die Apps zu wechseln und sich schließlich eigenständig sperrt. Es folgen wilde Entsperrvorgänge (wohlgemerkt – nicht von mir), mit wahllosen Zahlen- und Ziffernfolgen, die schließlich zur vollständigen Sperrung führen. Es gelingt mir, das Gerät auszuschalten. “Feuchtigkeit”, denke ich, stecke es in die Tasche und schreibe es frustriert innerlich schon ab. “Wie ferngesteuert” kommt mir in den Sinn, bevor es mich durchfährt: Genau das stimmt. Und zwar vom Gepäckträger aus. Um diesen Blog zu schreiben, führe ich eine kleine Tastatur mit mir, Bluetooth, fürs Handy, voll praktisch. Eingeschaltet in einem dicht gepackten Rucksack kann so ein Teil allerdings schon einige Panik verursachen – den Rest könnt Ihr Euch vielleicht denken …

Kösteliche, riesige Kebap-Pita

Keybord aus, Handy an, alles geht. Ich bin glücklich. Schön, so ein neues Handy. Beseelt fahre ich weiter – Kühe, Ziegen, Schafe und Pferde scheinen sich mit mir zu freuen. Wiese und Wälder wechseln sich ab, kleine Seen oder auch nur Tümpel. Die Strecke besteht aus festem Kies, er fährt sich gut und knirscht unter den Reifen. Es geht durch landwirtschaftliche Gebiete, immer mal wieder unterbrochen von Naturreservaten: Schweden pur. Es geht vorbei an bunten Holzhäusern und – Höfen, großen Kirchen mitten im Nichts, eigenartig gemauerten Türmen und durch kleine Städte – eine davon mit dem schönen Namen Kungsbaka. Dort order ich in einem Imbiss eine wenig schwedische, dafür aber riesige Kebab-Pita, verfeinert mit einem halben Liter Knoblauchsoße. Gleich heiß im Park gegessen schmeckt die erste Hälfte köstlich, die zweite abends kalt im Bett führt zu Übelkeit und Sodbrennen.

Geschafft habe ich es gestern bis zum Örtchen Galtabäck, knapp unterhalb von Städtchen Varberg. Dieses Mal ohne Zelt – sondern in einem eigenen Zimmer mit richtigem Bett im Rödlix Hostel & Camping. “Der feine Abenteurer” wurde ich dafür von Sina genannt. Über Nacht kam wie gewohnt der Regen zurück – und doch habe ich mit dem Wetter Glück, war es des Tags bisher immer trocken – auch heute soll es wieder so sein. Gleich noch einen Kaffee und eine Dusche, dann packen und los. Mein Weg führt mich heute weiter die Küste entlang – nach Halmstad, von wo aus ich in das Landesinnere abbiegen möchte. Dort beginnt eine Radweg entlang und auf stillgelegten Bahngleisen bis an die Ostküste des Landes. Die Website “Visit Sweden” verspricht: “Zwischen Halmstad und Karlshamn warten malerische Dörfer, alte Bahnhöfe, Wälder und Seelandschaften auf dich.”

Ich bin gespannt!

MNeubauer Verfasst von:

3 Kommentare

  1. Angelika
    27. August 2020
    Antworten

    Es macht Spaß deinen Reisebericht zu lesen.

    • 30. August 2020
      Antworten

      oh, danke schön, Geli. Freut mich echt, das zu lesen 🙃

  2. Uwe
    27. August 2020
    Antworten

    Tja Micha, da in ich auch gespannt,.. wohin dich dein Weg als nächstes führt.. Erstmal los, und dann immer weiter.

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