Tag vier: Von Halmstad nach Ljungby

Regen, Feuer, Schmerz und Glück!

Schönen, guten Tag. Den Umständen geschuldet beginne ich heute mit Teil zwei des gestrigen Tages – den ersten schrieb ich schon gestern Mittag, ganz romantisch, in einer Schutzhütte im Wald. Etwas verdreht folgt dieser also weiter unten.

Es war mit Abstand der schönste, anstrengenste und auch ereignisreichste Tag bisher – trotz – oder gerade wegen des Dauerregens.

Schön und besonders, weil die Erwartungen an schönen Momenten in der Natur übertroffen wurden. Weil die einsame, etwas düstere und stille Atmosphäre im Regen etwas magisches hatte.

Mein Campingplatz: geschlossen.

Ereignisreich durch die Eindrücke, durch eine Mittagspause bei Lagerfeuer in einer Schutzhütte, durch meinen Mundinnenraum, der gestern keinen Sonnenbrand bekam, und durch einen geschlossenen Campingplatz am Ende des Tages. Und genau deswegen war es auch ein sehr anstrengender Tag – denn die Reserven von Akku und Muskeln waren nach 90 Kilometern bergauf, bergab, Kies- und sogar Rasen, Wind- und Regen und auch durch schlecht Einteilung, aufgebraucht. Und wer schon mal ein E-Bike mit leerem Akku fahren musste, weiß, was in den Beinen schmerzt.

Ich im Glück

Der Campingplatz also zu, der nächste 19 Kilometer entfernt. Und so strampel ich mit schmerzenden Muskeln im kleinsten Gang, begrüße jeden Abhang voller Glück und noch mehr die Dame vom Camping Ljungby, die extra meinetwegen kommt und mir einen tollen Preis für eine Hütte macht, die ich nun mein Eigen nenne. Hier bleibe ich bis morgen früh, schaue mir das Städtchen Ljungby an, wasche, koche, schlafe und tu ansonsten viel Nichts. Heute morgen fuhr hier das letzte Womo vom Platz, nun bin ich ganz allein.

Hier nun der zweite Teil des Tages, der ja eigentlich der Erste ist und schon gestern geschrieben wurde:

Schutzhütte im Wald

Hallo aus einer Schutzhütte irgendwo in den Wäldern Südschwedens, wo ich seit heute morgen den Banvallsleden befahre, die besagte Strecke entlang und auf einem alten Bahndamm quer durch das Landesinnere. Obwohl es bereits in der Nacht heftig geregnet hat, konnte ich das Zelt heute morgen noch rechtzeitig abbauen und sogar eine gute halbe Stunde mit dem Rad fahren. Doch die letzten 40 Kilometer hat es mehr oder weniger gegossen. Wider Erwarten gefällt mir das allerdings außerordentlich gut, denn es gibt es ganzen Eindrücken ein ganz ungewohntes Flair

Kleiner Wasserfall – ein bisschen wie Alaska …

Ich fahre durch schönste Natur. Nicht weit hinter Halmstad geht es schon los – ein See folgt auf den anderen, inmitten von satten Wäldern wie aus dem Märchen, deren Böden vor hellgrünem Moos nur so leuchten. Wasserfälle und Bäche säumen den Weg und das in ziemlicher Einsamkeit, auf weiten Strecken sieht man lange keine Menschenseele – weder im Auto und schon gar nicht zu Fuß..

Schuhe und Klamotten haben nun eine köstliche Rauchnote

So fahre ich durch die Landschaft und, bereits recht feucht an vielen Stellen des Körpers, bereite ich mich nach gut drei Stunden schon darauf vor, den notwendigen Akkuwechsel im Regen zu machen. Und was soll ich sagen: steht da doch einsam und verlassen, diese wunderschöne Schutzhütte! Dazu Holz, das für einen ganzen Winter reichen könnte. Und in einer Kiste sogar Kleinholz und trockene Zeitung. Hier sitze ich nun bereits seit zwei Stunden bei meinem Lagerfeuer. Klamotten, Socken und selbst die Schuhe verdunsten dort die letzte Restfeuchtigkeit und zu Mittag gab es Chicken-Curry aus der Tüte, mit Reis, richtig lecker! Gleich gehts weiter, der Regen pausiert, den Rest der Geschichte gibt es dann später.

Ach – und hier noch ein weiteres meiner kleinen Missgeschicke:

Zum verwechseln ähnlich: die Tuben

Heute morgen. Ich, grad aufgewacht. Schlaftrunken, lustlos. Denkend: “Ach – was im Waschraum funktioniert, das geht auch hier”. Also, fluchs die Zahnbürste raus, Paste drauf und losgeschrubbt. Alles in freudiger Erwartung auf minzige Frische im Rachenraum. Und – was soll ich sagen: schaut das Foto an und leidet mit.

MNeubauer Verfasst von:

4 Kommentare

  1. Uwe
    29. August 2020
    Antworten

    Hej Micha, das hört sich doch alles nach Abenteuerurlaub an. Und Rauchfleisch hält ja bekanntlich länger. Nur mit der „Zahnpasta“ solltest du vorsichtiger umgehen. Viel Spaß weiterhin und schön lockere Waden.

    • 30. August 2020
      Antworten

      Danke Uwe, fühl mich auch gut konserviert 🌝. Die Beine spielen erstaunlich gut mit, hab bisher keine Probleme

  2. Manni
    29. August 2020
    Antworten

    Beim Zähneputzen musste ich lachen 🙂 Typisch Micha!
    Die Hütte kam zur rechten Zeit, cool inkl. Lagerfeuer!
    Gute Weiterfahrt.

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