Tag sechs: von Ljungby nach Örkelljunga

Durch das Hinterland

Liebe Grüße vom Campingplatz Hjälmsö gleich neben der Kleinstadt Örkelljunga – was für ein Name – ich sage nur: Alle unter einem Dach.

Heute war ein wahrhaftig ausgefüllter und zudem noch sehr sonniger Tag – so ganz anders als die letzte große Tour im Regen, aber mit nicht weniger tollen Eindrücken. Den Banvallsleden habe ich verlassen, dennoch ging es heute entlang (fast) stillgelegter Bahnstrecken durch die Provinz Südschwedens.

Manche Orte, entlang der Trasse, haben schon bessere Zeiten gesehen …

Durch viele kleine Städtchen und Dörfer, die sicher schon bessere Zeiten gesehen haben. Verbunden werden diese Orte von einer kaum befahrenen, manchmal wie verlassenen alten Landstraße, die früher einmal die Hauptverkehrsverbindung zwischen Stockholm und Helsingborg war: Die Riksettan R1. Doch ein Blick auf google maps zeigt schnell, warum die Gegend in einen Dornröschenschlaf fiel: nicht weit entfernt zieht sich schnurgerade die Autobahn E4 durch das Land. Die E4 nahm der R1 die Existenzgrundlage und die Orte an ihr starben ein bisschen mit. Für mich nur gut: kaum Autos auf meinem Weg, schöne Fotomotive und ein morbider Charme, den ich sehr reizvoll finde und den ich auf meinem letzten Campingplatz ja schon genießen durfte.

Eine alte Raststätte. No Service. Für mich reichts

So fahre ich zu meiner Mittagspause auf eine Raststätte – zumindest in früheren Zeiten. Birken wachsen aus dem Asphalt neben den ehemaligen Zapfsäulen. Die Landstraße davor ist breiter als normal und besitzt Verkehrsinseln – auch aus Ihnen wächst es grün heraus. Die Straße ist gesäumt von verrosteten, sehr hohen Straßenlampen, die früher den ganzen Verkehrsknotenpunkt ausgeleuchtet haben müssen. Sicher war hier mal viel los! Ich stelle mir vor, wie LKW und Besucher auf die Anlage fahren und im heute vernagelten Restaurant hinter mir essen, oder ihr Benzin bezahlen. Hatte ich schon erwähnt, dass ich mich seit gestern ein wenig wie in “I Am Legend” fühle?

Andere Zeugnisse vergangener Zeiten finde ich in einem kleinen Ort, als ich plötzlich Schienen neben meinem Radweg entdecke. Endlich zeigen sich einmal die Gleise, die meiner Strecke den Namen verleihen. Die Schienen liegen da, hohes Gras, Büsche und andere Vegetation wachsen zwischen den Schwellen.

… kein Wunder, hier ist seit Jahren kein Zug mehr gefahren.

“Hier ist sicher seit Jahrzehnten kein Zug mehr gefahren”, denke ich. Aber: Die ganze Anlage ist in Betrieb: Die Ampeln an der Strecke leuchten rot, für einen Zug, der nie kommt. Ich fahre ein Stück weiter und entdecke einen Bahnübergang, ordentlich gekennzeichnet mit einem alten Schild, welches eine Dampflokomotive zeigt. In den Gleisen auf der Straße wuchert das Gras. Doch im rostigen Schaltkasten surren und klackern laut die alten Relais und lassen das weiße Licht am Andreaskreuz blinken. Es sagt den Autofahrern seit Ewigkeiten: Es kommt kein Zug, der Übergang ist frei. Warum funktioniert das noch alles? Es ist etwas gruselig und sehr faszinierend.

Hübsches am Wegesrand

Was gab es noch zu sehen an diesem sonnigen Tag? Schöne, alte Gegenstände, ein paar schwedische Häuser zeige ich Euch und wieder schönste Natur – besonders ein See, etwas abseits gelegen, brachte mir heute ein tolles Motiv mit doppeltem Himmel.

Ach ja – einen echten Elch habe ich leider nicht gesehen.

MNeubauer Verfasst von:

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